Man findet sie in Berlin allenthalben: Steakhäuser der Billigstkategorie mit permanenten Fünfzigprozentpreisen. Meist kostet das Fleisch hier gebraten auf dem Teller weniger als frisch beim Metzger, was schon verdächtig ist.
1) Interieur
Die Einrichtung solcher Gaststätten erinnert meistens an Kantinen, ab und zu auch an die großen Kettenrestaurants, häufig sind die Tische mit Plastik überzogen, immer kleben sie etwas und gelegentlich lässt sich von der Tischplatte trotz Behandlung durch das Personal das Menü des Vorbesitzers rekonstruieren.
Das hier ist kein Ort für First Dates, romantische Dinner oder zum Ausführen der Erbtante. Jegliche Festivitäten sind fehl am Platz, zumindest wenn man das 20. Lebensjahr überschritten hat. Man kann hier allerdings gut auch überraschend mit Gruppen aufschlagen, hält sich die Belegzeit der Tische doch in Grenzen. Zu diesen Gruppen sollten allerdings keine Vegetarier gehören. Und nach dem Essen gilt es, die Lokalität so schnell wie möglich zu verlassen.
2) Getränke
Die Wahl gestaltet sich ganz einfach. Getrunken werden nur Flüssigkeiten, bei deren Auswahl der Gastronom keine Fehler machen kann, also Bier, Cola oder Wasser. Wein, Kaffee oder Cocktails sollte man gar nicht erst versuchen, es sei denn, man bekommt die glaubwürdige Empfehlung eines Stammgastes. Aber wer ist hier schon Stammgast?
3) Beilagen
Ein Steakhaus ist auf Fleisch spezialisiert, ein Billig-Steakhaus auch noch auf günstige Preise. Gespart wird hier erfahrungsgemäß vor allem an den gar nicht so günstigen Beilagen. Daher gilt: Zu empfehlen zum Steak ist, wenn überhaupt, nur zubereitetes Gemüse, denn der „Salat“ besteht meist ausschließlich aus geschnetzelten Eisbergblättern.
Gedünstete Bohnen oder Zwiebeln, Spinat, eine gegrillte Tomate: hier ist man auf der relativ sicheren Seite. Die Ofenkartoffel gehört auch dazu, doch sollte man sie sofort nach dem Servieren kurz untersuchen: Ist die Haut dick und ledrig und lässt sie sich mit der flachen Messerseite weich federnd eindrücken, kann die Bedienung das Museumsstück gleich wieder mitnehmen. Zu der Kartoffel passt Saure Sahne/Creme Fraiche (Sour Cream), aber bitte ohne alles, denn von allem, was gewürzt ist (Dressing, Spezialsauce; Kräuterbutter) sollte man tunlichst die Finger lassen. In einem Steakhaus reichen Salz, schwarzer Pfeffer (natürlich nur in der Mühle auf dem Tisch) und bestenfalls Tabasco und etwas Heinz 57.
Sättigungsbeilagen sind ob der Fleischmenge hoffentlich überflüssig. Frittiertes wie Pommes Frites oder Kroketten würde ich ohnehin niemals bestellen. Das Brot ist (wie) resteverwerteter Pizzateig.
3) Das Fleisch
Nach diesen ganzen Ausführungen darf man berechtigt fragen, warum man ein solches Etablissement überhaupt aufsuchen sollte. Die Antwort: Weil das Fleisch teilweise durchaus exzellent ist, ein Abendessen aber nicht gleich ein Wochenbudget verschlingt.
Empfehlenswert sind Filet oder Rumpsteak und natürlich das jeweils größte Stück. Auch hier wird man nach der Zubereitungsart gefragt muss aber, wenn etwas anderes als Medium gewünscht ist, mit Überraschungen leben. Ein Tipp: Lieber etwas zu roh bestellen und gegebenenfalls noch mal auf den Grill legen lassen. In einigen Häusern werden die großen Portionen auf heißen Pfannen serviert, das Fleisch bleibt dann länger warm, gart aber auch etwas nach.